Am 27.07.2019 veranstaltete die neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ eine Kundgebung am Hildesheimer Hauptbahnhof. Weiterhin gründete die Partei später am selben Tag den neuen Kreisverband „Hildesheim – Braunschweig“ in Almstedt bei Hildesheim.
Zur Kundgebung am Hildesheimer Hauptbahnhof, die von Johannes Welge angemeldet wurde, schafften es gerade einmal 23 Nazis. Zu altbekannten Hildesheimer Gesichtern wie Rene Scholtyseck und Michael Weiss gesellten sich Nazis aus Goslar, Einbeck, Dortmund und Braunschweig. Die Dortmunder Nazis um den Bundesvorsitzenden von „Die Rechte“ Michael Brück stellten an diesem Tag die mit Abstand größte Gruppe von Teilnehmenden.
Auffällig ist das der langjährige Nazikader Dieter Riefling aus Söhlde, bei Hildesheim, gefehlt hat. Der innerhalb der rechten Szene stark umstrittene Riefling kandierte während der Europawahl noch auf Listenplatz 4 für „Die Rechte“. Ob sein Fernbleiben bedeutet, dass er sich jetzt noch weiter aus den regionalen Strukturen zurückzieht und durch den ehemaligen Braunschweiger Johannes Welge ersetzt wird bleibt abzuwarten.
Auf der Kundgebung selbst sprachen neben Johannes Welge auch Michael Brück und der Braunschweiger Lasse Richei. Dieser beklagte seine Einstufung als Gefährder und die damit einhergehende Repression gegen ihn und seine Gruppe „Adrenalin 381“. Nach etwa eineinhalb Stunden beendeten die, vom Gegenprotest sichtlich frustrierten, Nazis ihre Kundgebung und begaben sich in das naheliegende Almstedt, um dort den Kreisverband „Hildesheim – Braunschweig“ auch offiziell zu Gründen. An der Gründungsveranstaltung nahmen Nazis aus Hildesheim, Goslar, Braunschweig und Dortmund teil.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gründung des neuen Kreisverbandes eine Reaktion auf die Repressionen gegen die Braunschweiger Neonazis aus dem Umfeld von „Adrenalin 381“ ist. Durch diesen Schritt können sie ihre Aktivitäten zukünftig unter dem Schutz des Parteiengesetzes entfalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass „Die Rechte“ als Ausweichorganisation für verbotene oder vom Verbot bedrohte Neonazigruppen auffällt. Die Partei entstand kurz nach dem Verbot der Nazikameradschaften „Nationaler Widerstand Dortmund“ und „Kameradschaft Aachener Land“, um diesen die Möglichkeit zu geben weiterhin aktiv zu bleiben.
Ob die als extrem gewaltbereit geltende Naziszene aus Braunschweig nun auch versucht in Hildesheim Fuß zu fassen und ob der neugegründete Kreisverband „Hildesheim – Braunschweig“ es schafft „Die Rechte“ langfristig in der Region zu verankern ist fraglich. Der letzte Versuch von Die Rechte in Hildesheim aktiv zu sein, scheiterte am antifaschistischen Gegenwind, internen Streitigkeiten um Drogen und Ehe, sowie polizeilicher Verfolgung von Straftaten. Einen Bericht darüber findet sich auf der Seite: http://nonazishildesheim.blogsport.de/2017/03/21/21-3-da-war-doch-was/