Die Rechte löst KV auf

Aus dem Telegramkanal des KV Hildesheim/Braunschweig lies sich am Abend des 8.Juli eine frohe Nachricht entnehmen. So gab der KV auf diesem Wege überraschend seine Auflösung bekannt. Der Vorsitzende von DIE RECHTE Christian Worch verurteilte in einem Statement die Auflösung als „einen Akt der politischen und persönlichen Feigheit“. Als Grund wird der Verrat des Inhaftierten Emanuel Pieper benannt, der zu seinem Vorteil angeblich Kameraden an den Verfassungsschutz auslieferte. Doch auch generell verschlechterte sich im letzten Jahr die  Gesamtsituation für die Gruppe rund um den in Almstedt (LK Hildesheim) wohnenden Johannes August Welge zunehmend. So war zu beobachten, dass die Teilnehmenden ihrer Veranstaltungen immer weniger wurden und es immer die gleichen Gesichter waren. Einen hohen Organisationsgrad hatte die Gruppe zu keinem Zeitpunkt, so war sie für die Partei auf Bundesebene nicht mitbestimmend und wurde von den Verantwortlichen aus Dortmund auch sicher oft belächelt. Denn die Aktivitäten der Gruppe richteten sich vor allem nach den Launen des Johannes Welge, der auch auf Landesebene formal aktiv ist. Meist ging es bei den öffentlichen Aktivitäten um die Show, so gab es weniger Inhalte als Provokationen und teils absurde Auftritte der Gruppe für deren Ideen und Umsetzung zumeist Johannes Welge zu verantworten war.

Mit zunehmender Bedeutungslosigkeit griff Welge zu immer absurderen Mitteln um Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Versuch in Braunschweig die Massen durch eine Karnevalsdemo zu begeistern scheiterte krachend.

Dem aus Braunschweig stammenden Neonazi wurden auf dieser Seite mehrere Artikel gewidmet, aus denen man den Werdegang und die tristen Lebensumstände entnehmen kann. Nun kommt es scheinbar zu seiner nächsten Niederlage und zum zweiten Male muss Welge seinen Kreisverband auflösen. Bereits von 2014-2016 organisierte er als Vorsitzender gemeinsam mit seinem Kumpel Martin Schüttpelz und seiner Ex Frau Lisa Welge einen Kreisverband von Die Rechte in Hildesheim und Braunschweig. Nach einer kurzen Pause von 2 Jahren, in denen Welge von Frau und Kindern verlassen wurde, kurzzeitig in Bad Salzdetfurth wohnte und öffentlich kaum in Erscheinung trat, betätigte er sich seit dem Europawahlkampf 2019 wieder öffentlich für Die Rechte. So hing er Plakate in Hildesheim und Bad Salzdetfurth an Laternen und beteiligte sich an der von Dieter Riefling organisierten Demonstration am 18.05.2019 in Hildesheim. Kurz darauf meldete Welge in Hildesheim eine Kundgebung an, in deren Anschluss im Beisein von Vertretern der Rechten aus Dortmund, der Kreisverband Hildesheim/Braunschweig neu gegründet wurde. Seitdem lag das Hauptaugenmerk der Gruppe auf den Raum Braunschweig. Weitere wichtige Akteuere waren Martin Kiese, Dominik Brandes, Achim Heide, Jan Schmidt, Pierre Bauer, sowie Melissa und Michaela Rege-Mittelstädt. In den Jahren 2019-2022 fanden etliche „Infotische„, Kundgebungen und Aufmärsche in Braunschweig statt. Nach Hildesheim verirrten sich die Rechten in seltenen Fällen, auch wenn sie nicht müde wurden dies in großen Tönen anzukündigen. Auch gelang es ihnen zu keinem Zeitpunkt nennenswerte Strukturen in Hildesheim zu etablieren. Eine kurzzeitig aktive „Anti-Antifa Hildesheim“, welche auf das Umfeld des Kreisverbands, insbesondere Achim Heide zurückgeht war der Höhepunkt an Organisierung. Einzelne Rechte wie der Hildesheimer Ex NPDler Marcus Griese oder eine Truppe aus dem Raum Alfeld stammender Nazis um Aljoscha Raschke beteiligten sich zwar an den Aktionen des Kreisverbandes, waren aber nicht instande in Hildesheim eine Organisierung zu schaffen.

Marcus Griese (rechts) mit Martin Kiese von Die Rechte

Durchgehend fielen die Nazis durch das Schaffen einer aggressiven Drohkullisse in Braunschweig auf, die sich auch in Hildesheim beim Einschüchtern eines angeblichen Linken, des gewaltsuchenden Auftretens bei einer Querdenken Demo, sowie einem Übergriff auf einen Journalisten abspielte. Auch darüber Hinaus blieb es oft nicht nur bei einer Drohkulisse und so wird wegen diverser Strafverfahren gegen mehrere Mitglieder ermittelt. Dies wird neben des Versinkens in der Bedeutungslosigkeit, der Inhaltsleere, des antifaschistischen Widerstands und der personellen Aussiebung wohl der Anlass zum Auflösen am 8.7.2022 gegeben haben.

Natürlich ist dies ein Grund zu Freude, doch wie immer ist davon auszugehen, dass sich die Einzelpersonen aus der Partei weiterhin in der extremen Rechten betätigen werden oder ggf eine neue Organisation gründen. Auch wenn sie jetzt nicht mehr unter dem Schutz einer Partei stehen, kann dies auch den Weg in ein klandestines Organisieren extrem rechter Hetze und Gewalt bereiten. Wir bleiben deshalb achtsam und werden weiterhin ein Auge auf die Akteur*innen richten.