Category Archives: Publikationen

Hier werden Recherchen und Publikationen veröffentlicht.

Aufgewacht Hildesheim

Was sind das für Leute?

In Hildesheim findet sich seit dem 18.04.20 jeden Samstag ein Sammelsurium an Menschen zu regelmäßigen Kundgebungen um 10 Uhr auf der Lilie zusammen. Die Menschen kann man als durchaus heterogene Masse beschreiben. Was sie alle vereint ist, dass sie sich über die Maßnahmen der Regierung aufregen, die getroffen wurden um die Ausbreitung der Covid19 Pandemie zu verlangsamen. Im Großen und Ganzen fanden sich bei den bisherigen Aktionen einige versprengte unorganisierte Linke, esoterische, religiöse, verschwörungsideologische, liberale oder auch rechte Leute ein. Die Redebeiträge drehten sich zumeist darum, dass Maßnahmen zu hart seien, eine Impfpflicht dem Faschismus gleich komme, alles eine große Lüge von den Mächtigen sei, niemand mehr in die Kirche gehe und die Medien nicht wahrheitsgemäß berichten würden. Im Laufe der Zeit hat sich Organisationsstruktur geändert und sich mittlerweile ein Kernteam von etwa 15 Leuten gebildet, die vor allem als rechts und verschwörungsideologisch einzustufen sind.

NS-Relativierung

Diesen antidemokratischen Nährboden wussten Rechte von Anfang an zu nutzen. Bei der ersten Kundgebung am 18.04. fiel ein Mann auf, der mündlich und schriftlich in Flyerform Propaganda einer rechtsesoterischen Sekte um den Südtiroler Heinz Grill verbreitete. Er brachte den Vergleich an, dass zu NS Zeiten Millionen von Körpern ausgelöscht wurden und nun die Zeit sei, in der die Regierung Millionen Seelen umbringen würde. Eine Relativierung des Holocaust, an der sich nicht gestört wurde. Der Versammlungsleiter Jens Stenzel aus Sibbesse griff nicht ein und widersprach auch nicht.
Im Gegenteil stellt auch er, der er stellv. Vorsitzender der Hildesheimer FDP war, in einem Interview mit der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung den Vergleich auf, dass die jetzige Situation gleich derer wäre, in der das Ermächtigungsgesetz erlassen wurde und Hitler sämtliche Machtbefugnisse gegeben wurden. In der Orgagruppe „Aufgewacht Hildesheim“ zieht ein User einen weiteren Vergleich zur NS-Zeit, bei dem man nicht lang suchen muss um den Antisemitismus zu erkennen: So sieht er in einer kommenden Impfpflicht die Auswirkung, dass jeder Verweigerer der Impfung einen Judenstern zu tragen habe.

Auftritt von Johannes Welge

Bei der zweiten Kundgebung von „Aufgewacht Hildesheim“ am 02.05.2020 auf der Lilie trat der bekannteste Hildesheimer Rechtsextreme Johannes Welge, seines Zeichens Vorsitzender des Kreisverband Hildesheim/Braunschweig der faschistischen Partei „Die Rechte“ als Redner auf. Er verpackte die polizeilichen Maßnamen gegen die extreme Rechte, wie zum Beispiel das Verbot geplanter Naziaufmärsche am 1.Mai, als Unterdrückung gegen kritische Stimmen. Darüber hinaus erntete er Applaus als er kritisierte, dass seinen Kameraden von DIE RECHTE Einbeck vor Kurzem vom SEK die Wohnung gestürmt wurde und Waffen sichergestellt wurden.

Jens Stenzel mit Johannes Welge.

Spätestens hier hätte man die Gesinnung von Welge bemerken können. Stenzel, der zwar zum einen gegenüber der HiaZ bekundete, sich im Vorfeld um der Möglichkeit „Extremisten“ können die Kundgebung für ihre Zwecke nutzen Gedanken gemacht zu haben, ihm wäre Welge aber andererseits gänzlich unbekannt gewesen. Was dabei merkwürdig erscheint, ist dass Johannes Welge mit seinem Facebookaccount Wohannes Jelge einige Tage vor der Demo mit Stenzel in Kontakt trat und ihm anbat, eine Anlage für die Kundgebung zu besorgen.

Im Nachgang wurde von der antifaschistischen Gruppe AFK37 aus Hildesheim eine Presserundmail verfasst und der Vorfall auf Facebook bekannt gemacht. Er schlug hohe Wellen und die Hiaz befragte den Organisator Stenzel umgehend nach seiner Einschätzung. Dieser beteuerte, keine Propaganda in Welges Rede gesehen zu haben und kommentierte den Vorfall im Allgemeinen mit einem „Was ist daran so schlimm?“.

Die Rolle der FDP

Besondere realpolitische Brisanz bekommt die ganze Geschichte durch die parteipolitische Zugehörigkeit Jens Stenzels zur FDP. Er meldete die Versammlung zwar als Privatperson an, jedoch übernahmen auch Parteikollegen wie der Vorsitzende Henrik Jacobs Ordnerfunktionen bei der Kundgebung. Nach der ersten Kundgebung, bei dem sich bereits verschwörungstheoretische Inhalte und die starke Nähe zu Impfgegnern zeigte, äußerte die Hildesheimer FDP in einer Erklärung an die Hiaz sogar noch vollste Unterstützung der Aktivität Stenzels und der Kundgebungen. Nach dem Bekanntwerden des Auftreten eines Faschisten bestand das Krisenmanagement der FDP zunächst darin, sich in einer Mini-Erklärung von der Kundgebung und Rechtsextremismus zu distanzieren. Nach weiterem öffentlichen Druck wurde nach Tagen des Schweigens die Entscheidung verkündet, dass Jens Stenzel von all seinen Parteiämtern zurücktrete. Eine Rettung in letzter Sekunde könnte man sagen.

Übernahme durch Verschwörungsideologen und weitere Aktionen

Rocco, Chef der Truppe, im Gespräch mit dem Einsatzleiter

 

Nachdem Stenzel und die FDP für die Orga nun aus dem Rennen sind, übernahmen besonders engagierte Kundgebungsteilnehmer*innen die weitere Orga der Kundgebungen. Als Kopf der Gruppe nach Innen und Außen gilt der Student Hendrik Seege (alias Rocco).

Um ihn herum gibt es ein etwa 15 köpfiges Orgateam mit internem Telegram Chat. Eine Aktion, die in der internen Gruppe vorbereitet wurde, sorgte nun in Hildesheim für Aufsehen.

Tec auf Kundgebung von Aufgewacht Hildesheim

So betrat das Mitglied Tecwyn Williams (alias Tec) der Orgagruppe am 13.05.2020 einen Nettomarkt und setzte sich demonstrativ keinen Mund-Nasenschutz auf. Er fing eine Diskussion mit Personal und Kundschaft des Ladens an und verteidigte sein egoistisches Handeln politisch mit dem Grundgesetz.
Eine weitere Aktionsform der Gruppe sind gemeinsame öffentliche Meditationen mit Klangschale und „tief in die Augen sehen“, welche in regelmäßigen Abständen auf dem Marktplatz stattfinden. Dazu gab es in den letzten 2 Wochen eine Dauermahnwache, täglich von 10.00 – 17.30 Uhr auf der Lilie.
Es bleibt zu sagen, dass das Highlight der Woche die

 

Torsten Paulitz ist bei jeder Kundgebung als Ordner tätig

samstagliche Kundgebung um 10 Uhr auf der Lilie ist. Werbemittel und Infrastruktur für die Kundgebungen werden unter Anderem auch von Torsten Paulitz, welcher Betreiber einer Hildesheimer Werbefirma ist, beigesteuert. Dieser fällt auf Facebook durch extrem rechte Hetze auf und ist bei den Aufgewacht Kundgebungen aggressiv gegenüber Presse und Gegenprotest aufgetreten.

 


Extrem rechte Inhalte im Chat

Uns ist es gelungen mehrere Wochen den internen Chat der Gruppe mitzulesen. Dabei sind extrem Rechte und verschwörungsideologische Inhalte unkommentiert, bzw. sogar mit Zustimmung der anderen Gruppenmitglieder geteilt worden.

So fordert der Chef der Truppe, Rokko, bei der Kundgebung die Antifa zu verprügeln und bekam darauf sehr amüsierte, positive Reaktionen. Das geht wohl darauf zurück, dass antifaschistische Netzwerke überall und auch in Hildesheim auf die extrem rechten Verstrickungen der Verschwörungstheorie-Demos hinweist.
Weiter wurde fantasiert, wie man, wenn die „Bewegung“ erstmal stärker wäre, „Merkel sprengen“ könnte. Auch hier gab es nur Zuspruch aus der Gruppe.

Antisemitische Äußerungen werden sowohl in den öffentlichen Telegramgruppen, als auch in der internen Planungsgruppe geäußert. Da ist dann die Rede von den „okkultistischen Mathematikern von der Ostküste der USA“, ein klassisches Bild in der Vorstellung von Antisemiten. Weiterhin werden auf allen Kanälen Rechte wie Ken Jebsen als seriöse Quellen empfohlen.

Rocko, der führende Kopf der Gruppe, wollte sich auch auf Nachfrage nicht eindeutig von Rechtsextremen abgrenzen. Solang sie keine Parteifahne hätten, wären sie willkommen, da sie die Masse vergrößern würden. „Aufgewacht Hildesheim“ ist also ganz eindeutig rechtsoffen, hat teilweise selbst rechte und klar antisemitische Inhalte. Diese Gruppe, die von sich selbst behauptet, sie seien „nicht links oder rechts, wir sind Menschen“, ist durchsetzt von Menschen mit geschlossen rechtem, antisemitischen Weltbild, wie eine kurze Facebook Suche ergibt. Dazu sind die geäußerten Gewaltphantasien beunruhigend.
Selbst wenn jemand wie Welge dort nicht mehr auftritt, erkennen wir die Gruppe und die Veranstaltungen als Problem.

Wir werden die weiteren Aktivitäten der Gruppe weiter aufmerksam verfolgen und fordern alle Antifaschist*innen in Hildesheim auf, sich gegen Antisemitismus, NS-Relativierung und rechtsextreme Propaganda gerade zu machen.

Naziprovokation am 08.03.20

Am 08.03.20 wurde in Hildesheim unter dem Motto ‚Feministischer Streiktag‘ eine Demo mit 400 Teilnehmenden durchgeführt. Einige Nazis nahmen dies zum Anlass, um zu provozieren. So trafen bereits zu Beginn am Hauptbahnhof eine Gruppe von 6 Faschisten der Partei Die Rechte ein und machten Fotos von Teilnehmenden. Die Polizei unter Einsatzleiter Deutscher machte keine Anstalten die Provokateure fortzuschicken und maßregelte im Gegenteil eine Person, welche mittels Megafon auf die Nazis hinwies.
Bei den Nazis handelte es sich um 4 Personen aus Einbeck, nämlich Pascal Zintarra, Maurice Brosenne, Thorben Brosenne und Tobias Haupt; sowie Johannes Welge aus Bad Salzdetfurth und Aljosha Raschke aus Alfeld.
Etwa 2 Stunden folgten die Faschisten dem Demozug und konnten nur dank antifaschistischer Intervention auf Abstand gehalten werden.

Bereits bei einer Demo zum Gedenken der Opfer des rechten Terroranschlags von Hanau, welche am 21.02.20 stattfand, hat ein Hildesheimer Neonazi der Partei Die Rechte provoziert. Dieser konnte durch Antifas verjagt werden. Zuvor ist er gemeinsam mit einem ehemaligen Mitglied der Legion Hildesheim mit dem Fahrrad aus Richtung Moritzberg gekommen und war stark alkoholisiert. Seinen Pegel hat er anschließend im Einbecker Bierbrunnen am Bahnhof weiter erhöht.
Hier fand auch am 28.02 ein Saufgelage der Partei Die Rechte statt. Als Gast war der Neonazi Ronny Dammerow aus Hannover ebenfalls zu gegen.

Die Rechte scheint ihre Aktivitäten in Hildesheim zu erhöhen, auch wenn sie nur aus 4 Leuten besteht. Die Vernetzung in umliegende Städte scheint gegeben und insbesondere nach Einbeck stark zu sein. So war Die Rechte Hildesheim mit mehreren Leuten bei der Kundgebung des lokalen Ablegers der Partei am in Einbeck beteiligt und übernahm auch Ordnerfunktionen, so etwa am 29.02.2020.

Wir möchten an dieser Stelle daran errinern, dass Die Rechte Johannes Welge 2016 aus der Partei geworfen hat, weil er mehrfachen Ehebruch begangen hatte und Drogen zu sich nahm. Sein langjähriger Freund und Kamerad Martin Schüttpelz hat sich seither von ihm abgewand und ist nun in der JN aktiv.

Infostand Die Rechte 30.11.19

Am 30.11.2019, zeitgleich zum Parteitag der AfD in Braunschweig, platzierte der Kreisverband Braunschweig/Hildesheim der Nazipartei „Die Rechte“ von 15 bis 16 Uhr einen „Infostand“ in der Hildesheimer Innenstadt auf Höhe von Galeria Kaufhof.

Es beteiligten sich 3 Faschisten unter der Federführung von Johannes Welge aus Bad Salzdetfurth. Geschützt wurde der Infostand durch etwa 15 Polizisten der Hildesheimer und der Landespolizei. Die Abreise der Nazis erfolgte durch ein Taxi.

Volkstrauertag 2019

Den jährlich stattfindenden Volkstrauertag nutzen Neonazis am 17.11.2019, um ihren Vorgängern von 1945 zu huldigen und nennen den Tag selbst „Heldengedenken“.

Die Stadt Hildesheim hat ihrerseits den Volkstrauertag dieses Jahr am Denkmal auf dem Nordfriedhof in Hildesheim stattfinden lassen. Hier waren vor allem Schülerinnen und Schüler des Adreanum, Mitglieder der Reservisten- und des Marinebunds, sowie lokale Politiker anwesend. Seitens der Rechten zeigte sich hier der AfD Stadtrat Michael Körber zu erkennen.

Gegen 14 Uhr fand sich am Grab des Faschisten Karl Münter auf dem evangelischen Friedhof in Nordstemmen eine Gruppe Neonazis aus Thüringen ein. Insbesondere sei hier Thorsten Heise zu nennen, welcher den SS-Vebrecher Karl M. zu einem „Zeitzeugenvortrag“ nach Leinefelde einlud. Es schien ein gutes und enges Verhältnis zwischen den Neonazis um Thorsten Heise und dem, an einem Massenmord im französischen Ascq beteiligten, Karl Münter gegeben zu haben. Heise legte einen Kranz nieder und besichtigte im Anschluss das Schloss Marienburg.

Beschriftung des Kranzes: Unserem Kameraden Karl – Treue um Treue Beschriftung2: Deine Kameraden vom 1.SS-PZ Korps und AB

Die NPD/JN mobilisierte in den Abendstunden zu ihrer Veranstaltung, welche ebenfalls Bezug auf Karl M. nahm, nach Ottbergen (Landkreis Hildesheim). An der Wallfahrtskapelle versammelten sich die Faschisten mit Fackeln. Anwohner riefen die Polizei, sodass die Personalien aller Beteiligten festgestellt wurden. Laut Presse seien die Beteiligten zum Großteil im Raum Braunschweig wohnhaft. Eine Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal des Ortes konnte durch einen Platzverweis des engagierten Bürgermeisters verhindert werden. Es ist davon auszugehen, dass die Veranstaltung vorwiegend von den Faschisten aus Hoheneggelsen organisiert wurde.

Links mit Fahne: Tim Höfner Rechts vor dem Kranz: Martin Schüttpelz beide JN und aus Hoheneggelsen
Martin Schüttpelz mit Headset als einer der Organisatoren der NPD Demonstration am 23.11.2019 in Hannover, welche unter anderem das Motto „Rache für Karl Münter“ hatte.
Auch die Neonazis Tim Höfner (Fahne) und Patrick Weist (Schild) aus Hoheneggelsen beteiligten sich an der Demonstration in Hannover.

Hildesheimer Neonazis als Wegbereiter extrem rechten Terrors?

Spätestens Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstehen im Umfeld der später, im Jahr 2000, verbotenen Neonaziorganisation Blood & Honour schwer kriminelle und terroristische Netzwerke. Mit Combat 18 („Kampfgruppe Adolf Hitler“) entsteht sogar ein eigener bewaffneter Arm. Kernkonzept des bewaffneten Kampfes von B&H ist der sogenannte „führerlose Widerstand“. Eine Gruppe die genau nach diesem Konzept agiert hat war der selbsternannte NSU, welcher bis zu seiner Selbstenttarnung im Jahr 2011 zehn Menschen ermordet hat und dutzende Banken überfiel. Außerdem ist der NSU für drei Bombenanschläge verantwortlich.

Das der NSU dabei keineswegs isoliert agiert hat und bis zum Schluss über Kontakte in die Neonaziszene verfügte ist Heute vielfach belegt. Viel mehr muss davon ausgegangen werden, dass es nicht den einen NSU gibt, sondern das der NSU nur eine von vielen bewaffneten Gruppen in einem extrem rechten Untergrund rund um B&H und C18 gewesen ist.

Der Mord am Kasseler CDU-Politiker Walter Lübcke macht auf tragische Art und Weise deutlich, dass dieser Untergrund weiterhin existiert und agiert. So bewegte sich sein mutmaßlicher Mörder Stephan Ernst im engeren Umfeld von Stanley Röske, einem der führenden Köpfe von Combat 18.

Um zu funktionieren braucht dieser extrem rechte Untergrund weit verzweigte und gut organisierte Strukturen und Netzwerke von Mitwissenden und Helfer*Innen. Erst letzten Monat hat das Rechercheprojekt „Hingeschaut“ auf ein solches Unterstützer*Innen-Netzwerk rund um die ehemaligen B&H-Strukturen in Hildesheim aufmerksam gemacht.

Und wenn Neonazis aus genau diesem Umfeld jetzt öffentlich rechten Terror verharmlosen und sich solidarisch hinter einen mutmaßlichen Terroristen aus dem Umfeld von C18 stellen, dann ist das ein guter Grund noch einmal ganz genau hinzuschauen.

Worum geht’s?

Neonazis um die Partei Die Rechte und den langjährigen Neonazi Dieter Riefling mobilisieren für Samstag den 27.07.2019 nach Hildesheim. Zum Anlass nehmen sie sich die aus ihrer Sicht vorschnelle Forderung nach einem Verbot von Combat 18, sowie die Berichterstattung im Mordfall Walter Lübcke.

Als ehemaliger Kader der verbotenen Neonazipartei „FAP“ verfügte Dieter Riefling früh über sehr gute Kontakte in die Neonaziszene. Seine Karriere führte ihn durch die verschiedensten Gruppierungen, Parteien und Vereine. Zwischenzeitlich war er Organisationsleiter von B&H. Die Position des Organisationsleiters entstand auf Druck der Hildesheimer B&H-Gruppe um Hannes Franke und Johannes Knoch. Während der deutsche Ableger von B&H Ende der 90er Jahre an der Frage Geld oder Politik zu zerbrechen drohte, setzten sie richtungsweisende Impulse zur Umformung von B&H in eine politische Kampfgemeinschaft.

Zur selben Zeit, im Jahr 1998, zog der im NSU-Prozess verurteilte Neonazi und Terrorhelfer Holger Gerlach von Jena nach Hannover. Kurz nach seinem Umzug tauchte er im Umfeld von B&H Hildesheim auf und organisierte 1999 gemeinsam mit Johannes Knoch und weiteren Hildesheimer Neonazis ein Rechtsrock-Konzert in Hildesheim. Eine Band die an diesem Abend auftrat war das Jenaer Liedermacher-Dou „Eichenlaub“. Mit ihrem Lied „5.Februar“ bezieht sich „Eichenlaub“ auf die untergetauchten Terroristen vom NSU. Ein Videomitschnitt belegt das Dieter Riefling den Abend damals moderierte.

Rechtsrock-Konzerte blieben nicht die einzigen gemeinsamen Aktivitäten von Holger Gerlach und den Hildesheimer Neonazis. Nachdem Dieter Riefling von Neonazis aus dem Umfeld von Thorsten Heise krankenhausreif geschlagen wurde, weil diese verhindern wollten das er das Gelände von Thorsten Heise betrat, nahm die Polizei noch am selben Abend eine Gruppe von rund 20 bewaffneten Neonazis fest. Sie waren auf dem Weg sich für den Überfall auf Dieter Riefling zu rächen. Unter den festgenommenen befand sich auch Holger Gerlach.

Das Verhältnis zwischen den Neonazis um Thorsten Heise und der Hildesheimer B&H-Gruppe scheint unter dieser Auseinandersetzung nicht gelitten zu haben. Im hessischen NSU-Untersuchungsausschuss gab ein Aussteiger aus dem Rechtsrockmilieu an, dass Heise und die Hildesheimer gute Kontakte pflegten. Der wichtigste Besuch dürfte demnach der Besuch der Hildesheimer Delegation zur Hochzeitsfeier von Thorsten Heise im Jahr 1999 gewesen sein. Damals fuhren Hannes Franke und Holger Gerlach gemeinsam zu der Hochzeit. Gerlach hatte den Auftrag Thorsten Heise nach Hilfe für die untergetauchten NSU-Terroristen zu fragen.

Ein weiterer Neonazi der sich in Hildesheimer Neonazistrukturen bewegte ist der beste Freund von Holger Gerlach. Alexander Scheidemantel gehörte in den 2000er Jahren zwischenzeitlich einer Hildesheimer Kameradschaft an.

Im Jahr 2006 stellte seine Frau Sylvia Scheidemantel der untergetauchten Beate Zschäpe ihre Krankenkassenkarte zur Verfügung und ermöglichte so ein Fortbestehen des NSU. Bei ihrer Aussage im NSU-Prozess wollte das Gericht wissen ob sie Johannes Knoch, Hannes Franke und Marc Borowietz kannte. Auch wenn sie angab sich nicht erinnern zu können wird an dieser Stelle deutlich, dass es gleich mehrere Neonazis im Umfeld der Hildesheimer B&H-Division gegeben hat, die dem Umfeld des NSU zuzurechnen sind.

Dafür spricht vorallem die enge Freundschaft zwischen der Familie Eminger und Hannes Franke. Der im Jahr 2002 nach Groß Düngen im Landkreis Hildesheim gezogene Maik Eminger ist der Bruder des wichtigsten Unterstützers des NSU und im NSU-Prozess verurteilten André Eminger. Im Jahr 2004 besuchten Maik Eminger und Johannes Knoch eine Kranzniederlegung in Gronau (Leine) (Landkreis Hildesheim) und Hannes Franke war regelmäßig mit den beiden Brüdern bei Treffen der völkischen und ultrarassistischen „Artgemeinschaft“.

Die „Artgemeinschaft germanische Glaubensgemeinschaft“ vom inzwischen Verstorbenen Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger diente nach dem Verbot von B&H als Auffangbecken für B&H-Kader und steht in enger Verbindung mit dem extrem rechten Terror des NSU und auch von dem Netzwerk um Stephan Ernst. Nicht nur Ernst selbst war Mitglied in der Artgemeinschaft, 1997 soll Beate Zschäpe ein Treffen der Artgemeinschaft besucht haben. Nach seiner Verurteilung fand Ralf Wohlleben, ebenfalls Unterstützer des NSU Zuflucht auf dem Hof des Vorsitzenden der Artgemeinschaft.

Noch im Jahr 2012, bereits nach der Selbstenttarnung des NSU und nach bekannt werden der Mitwirkung von Andre Eminger besuchten die Eminger-Brüder das Hildesheimer Tattoostudio „Last Resort“ von Johannes Knoch und wurden dort, nach Darstellung vom ZDF-Magazin Frontal 21, herzlich begrüßt. Der Versuch von Hannes Franke juristisch gegen diese Darstellung vorzugehen kassierten die Gerichte ein.

Auch schon vor bekannt werden des NSU waren Mitglieder der Hildesheimer B&H-Division eng mit rechtsterroristischen Strukturen verbandelt. Während der Ermittlungen zur Gruppe „Combat 18 Pinneberg“ tauchten Hildesheimer Neonazis auf Telefonmitschnitten auf. Auf einer Aufnahme ist Johannes Knoch zu hören, wie er detaillierte Anweisungen zum Umgang mit „abtrünningen“ Neonaziversänden gibt. Als „C18 Pinneberg“ letztlich 2003 ausgehoben und verboten wird finden die Ermittler neben Todeslisten vor allem diverse Schusswaffen. Combat 18 war in der Vergangenheit auch wiederholt in Hildesheim aktiv. Der erste dokumentierte Vorfall geht auf das Jahr 1999 zurück. Dort tauchten am ehemaligen Haus der Jugend Plakate auf, auf denen Combat 18 antifaschistische Aktivist*Innen mit dem Tode bedrohte. Im Jahr 2016 sind mehrere Überfälle auf migrantische Taxifahrer im Landkreis Hildesheim bekannt geworden. Die maskierten Täter gaben sich den Opfern gegenüber als Aktivisten von Combat 18 zu erkennen.

Unter all diesen Gesichtspunkten wird eines deutlich: Wenn Hildesheimer Neonazis jetzt öffentlich Ermittlungen in Umfeldern des extrem rechten Terrors verurteilen, dann tun sie das vor allem aus eigenen Interessen. Sie befürchten selbst in den Fokus der Ermittlungen zu geraten. Ein Verbot und die damit einhergehenden Ermittlungen könnten einige sicherlich schwer belasten und hätte für sie unkalkulierbare Folgen. Der extrem rechte Untergrund in dem sie sich bewegen ist kein zufällig und lose zusammengewürfelter Haufen von Neonazis. Viele von ihnen waren Mitglieder von B&H und sie alle verbindet die elitäre Vorstellung der „weißen Herrenrasse“. Die meisten von ihnen waren oder sind bereit ihre Ideologie und die eigenen Interessen mit (tödlicher) Gewalt durchzusetzen oder andere bei der Durchsetzung der gemeinsamen Ziele zu unterstützen.

Quellenangaben und weitere Informationen findet ihr auf der Internetseite vom antifaschistischen Rechercheportal Projekt Hingeschaut. Dort werden Texte zu militanten und rechtsterroristischen Strukturen in Niedersachsen und Norddeutschland veröffentlicht.

www.hingeschaut.blackblogs.org

Auswertung 18.5.2019

Am 18.05.2019 mobilisierte Dieter Riefling und DIE RECHTE Niedersachsen zu einem Aufmarsch „Für Meinungsfreiheit“ nach Hildesheim. Der von Holger Niemann angemeldete Demonstrationszug ging erneut durch die Hildesheimer Nordstadt und sollte über die Straßen Altes Dorf, Ottostraße, Peinerstraße, Martin-Lutherstr, Steuerwalderstr, Peinerstr. zurück zum Nordausgang des HBF gehen. Damit ist es die gleiche Route wie am 21.03.2015, nur dieses mal gegen den Uhrzeigersinn.

Als Redner traten Dieter Riefling, Holger Niemann und Jens Wilke auf. Eine Sitzblockade brachte die 20 Neonazis auf Höhe der Martin Luther Kirche zum Umdrehen.

Die Zusammenstellung der angreisten Neonazis ist interessant, weil sich Vertreter verschiedener Organisationen und Städte beteiligten und dennoch die Teilnehmerzahl sehr gering war.

Aus Hildesheim beteiligten sich inklusive Riefling etwa 5-8 Nazis, aus Salzgitter 5, aus dem Heidekreis 2, sowie aus Hannover, Göttingen, Wilhelmshaven, Bremen und jeweils einer.

In den folgenden Bildern werden sie namentlich vorgestellt.

Die gesamte Bilerstrecke lässt sich unter https://pixelarchiv.org/event/2019.05.18.hildesheim/1  abrufen.

Von Links: Bruce Kevin Bullinger (Salzgitter), Andreas Haak (Bremen), Nicole Hedermann (Salzgitter), Martin Stiebener (Salzgitter), Johannes Welge (Almstedt LK Hildesheim), Dieter Riefling (Söhlde LK Hildesheim)
Von Links: Jens Wilke (Göttingen/Adelbsen), Dieter Riefling (Söhlde/Hildesheim), Holger Niemann (Heidekreis), Jens Malte Hiller (Wilhelmshaven|Nordland Sanitätsdienst)

Ganz Links: Joachim Hedermann (Salzgitter), Vorn mit Sonnenbrille: Stephan Hinze (Hannover), Rechts mit Glatze: Marcus Griese (Hildesheim-Neustadt|NPD)

 

Hinten Links im roten Shirt: Sören Surdyk (Dorfmark), Vorn pinke Haare: Celine Hörnig (Salzgitter), nach Rechts: Martin Stiebener (Salzgitter), Johannnes Welge (Almstedt/LK Hildesheim)

Nazihaus in Hoheneggelsen

Am 24.11.2018 haben Antifas in Hoheneggelsen flächendeckend eine Broschüre über Naziaktivität im Ort verteilt.

Siehe: https://de.indymedia.org/node/26283

In der Bahnhofsstr 10 haben sich Neonazis der Gruppe JN Niedersachsen, bzw. ehemals „Die Rechte Hildesheim“ eingemietet. Aus der Broschüre lassen sich die Infos entnehmen.

hogge.pdf

 

Ruhiges Hinterland? Braunes Hinterland?

Wie bereits angekündigt, hatten wir seit den letzten Berichten weiterhin ein Auge auf das Nazihaus in Almstedt. Doch nicht nur dort, sondern auch in Dörfern wie Söhlde, Diekholzen, Sibesse oder Bockenem scheinen sich Rechte wohl zu fühlen und nutzen die Dorfruhe für Partys, Treffen oder den Betrieb von Versandhäusern. Im Folgenden wollen wir einige Geschehnisse aus der jüngsten und längeren Vergangenheit zusammentragen.

Almstedt:

Hier leben gemeinsam in einem Haus die Familie Hedermann und die Familie Welge, welche die dritte leerstehende Wohnung im Haus als Partyraum für die rechte Szene nutzen. In diesem Jahr spielten dort mehrfach der Reichstrunkenbold, der Liedermacher Gassenraudi aus Braunschweig und der Liedermacher Preußens Standarte.

Links: Joachim Hedermann Mitte: Kevin Bruce Bullinger (Salzgitter) Rechts: Nicole Hedermann

Seit dem letzten Bericht war Johannes Welge erneut auf einigen Demos und Aktionen der extremen Rechten. Auffällig ist, dass Welge mehr im Ruhrgebiet in Erscheinung tritt und in der lokalen Naziszene eher unbeliebt ist. Dies dürfte an seiner guten Beziehung zum Kölner Neonazis Jan Fartas liegen, wohingegen Dieter Riefling oder die JN Braunschweig anscheinend nicht gut auf Welge zu sprechen sind.

Johannes Welge und Jan Fartas bei einer Nazidemo in Köln 14.1.17
Jan Fartas, Lisa Welge, Johannes Welge beim Tag der deutschen Zukunft in Karlsruhe

 

 

 

 

 

Neben Demos hatte sich Welge in den Kopf gesetzt, die Kameradschaft „Freie Kräfte Niedersachsen Ost“ zu reaktivieren und traf sich diesbezüglich Ende März in Salzgitter Lebenstedt unter dem Motto „Eine Bewegung“. Bei dem Regionaltreffen soll Hannover durch Patrick Illmer, Hildesheim durch ihn selbst, Salzgitter durch Tobias Weiss, Braunschweig durch Markus Jäkel, Gifhorn durch Benjamin Baginski und Wolfsburg durch Martin Schüttpelz vertreten worden sein. Seit März haben sich diesbezüglich aber keine neuen Erkenntnisse ergeben, weshalb dieser Versuch einer Restrukturierung vermutlich gescheitert ist.

Mitte des Jahres 2017, am 8.7., kam es in Almstedt zu kuriosen Szenen. An diesem Abend fand erneut ein Nazizusammentreffen im dritten Stock des Hauses der Fam. Welge und Hedermann statt, bei dem die Anwesenden sich hemmungslos unter dem Motto „Sangriaparty“ betrunken haben und zu Musik der Band „Fremd im eigenen Land“ feierten. Es konnte beobachtet werden wie Neonazis mit „Heil Hitler“- Rufen durchs Dorf gelaufen sind und Pyrotechnik zündeten. Nach der Party schien der Heißhunger die Faschisten überkommen zu haben. Die weiteren Geschehnisse lassen sich aus dem Feuerwehrbericht und Augenzeugenberichten rekonstruieren. So kam es in der Nacht zu einem Wohnungsbrand im Stock der Familie Hedermann, der die gesamte örtliche Feuerwehr auf den Plan rief und sogar den Bürgermeister veranlasste nachts um 3 Uhr dem Nazihaus einen Besuch abzustatten. Anscheinend ist eine völlig betrunkene Person beim Kochen eingeschlafen und hat so den Brand entfacht. Die Feuerwehr konnte das Feuer löschen, bevor es sich auf die weiteren Bereiche des Hauses ausbreitete. Außerdem haben die Kameraden im Eifer des Gefechts ganz vergessen, dass noch ein schlafender Faschist im dritten Stock schlummerte. Die Feuerwehr hat diesen durch Einsatz von Wärmebildkameras finden können. Die Wohnung soll nach dem Brand unbewohnbar sein, sodass die Familie bei den Nachbarn untergekommen zu sein scheint.

Mittlerweile wird das Haus jedoch wieder regulär von Faschisten als Partylocation genutzt, zuletzt von der Gruppe „Angriff Niedersachsen“. So gab es am 14.10.17 ein weiteres Konzert mit circa 30 anwesenden Gästen. Welge wurde beobachtet, wie er bereits um 18:30 sichtlich angetrunken die ersten Gäste mit Hitlergruß begrüßte. Es spielte erneut der „Reichstrunkenbold“ sowie „Kevin/Brigade 88“.

Einladungsflyer zum Balladenabend

Aus dem Haus hallten noch bis tief in die Nacht Parolen wie „Sieg Heil“, „Deutschland den Deutschen“ oder „Juden raus“. Johannes Welge wurde an diesem Tag bereits nachmittags am Hildesheimer Hauptbahnhof gesichtet und dabei beobachtet, wie er mit dem Neonazi und Saufkumpanen Jens Wolpers über eine Musikbox Rechtsrock hörte.

Söhlde:

Am 28. Januar 2017 feierte der Neonazi Martin Schüttpelz seinen Geburtstag zusammen mit dem Braunschweiger Neonazi Felix Hauschild in der Gemeinde Söhlde nach. Es waren ca. 80 Personen aus Niedersachsen und umliegenden Bundesländern vor Ort. Es spielten die Liedermacher „Kommando Freisler“ (Solo) sowie die Liedermacher „Tobias“ und „Piatmar“.

Söhlde und umliegende Ortschaften sind auch die einzigen Orte im Landkreis Hildesheim, in denen zu den Bundestagswahlen Plakate der NPD aufgehangen wurden. Insbesondere vor der dortigen Flüchtlingsunterkunft wurden zahlreiche rassistische Parolen plakatiert.

Die Facebookseite „Nachbarschaftshilfe Söhlde“ wird laut Impressum von dem Neonazi Tim Höffner betrieben. Hier werden rassistische Ressentiments geschürt und versucht, ein völkisches Dorfleben als etwas erstrebenswertes zu verkaufen.

Links: Patrick Weist, Tim Höfner, Martin Schüttpelz bei einer Kundgebung der NPD a 4.4.17 in Salzgitter
Rechts im Bild mit „Die Rechte Hildesheim“ T-Shirt und Schwarz-Weiß-Roter Fahne – Tim Höffner. Außerdem v.R. Lisa „Erwin“, Daniela Bliesener, Jens Wiedemann, Dominic Weidner, Martin Schüttpelz

 

 

 

 

 

 

 

Holle/Baddeckenstedt:

Hier veranstalteten Neonazis aus Niedersachsen am 19.11.2017, dem Volkstrauertag, eine geschichtsrevisionistische Kundgebung. Über diese Aktion ist bisher wenig bekannt und wir würden uns über Zuschriften freuen.

Kommentar der Aktionsgruppe Hannover

Diekholzen:

In Diekholzen unterhält Bertino (Tino) Adler einen Onlineversand der extremen Rechten. Zu dieser Erkenntnis kommt auch der Verfassungsschutz alljährlich, besonders viel ändern tut sich an der Situation seit Jahren jedoch nichts.

Bertino „Tino“ Adler

Am Rande eines Waldstückes liegt eine alte Villa, welche sich Adler Anfang des Jahrhunderts kaufen konnte, nachdem er im Lotto gewann. Seit 2005 unterhält er den „Adler-Versand“, einen Onlinehandel, in dem es von Sleipnir, über Kategorie C und vielen Grauzonen- und Rechtsrockbands, alles gibt was ein Naziherz begehrt. Uns sind auch Treffen von der „German Defence League“ in Adlers Domizil bekannt. Zu Adlers genauen Aktivitäten in der „German Defence League“ und deren Aktivität in Hildesheim berichten wir an dieser Stelle nicht, dies würde den Rahmen sprengen.

Sibesse:

Bei einer Antifa-Dorftour 2010 wurde sowohl in Diekholzen demonstriert, als auch die Ortschaft Sibesse angefahren, um dort den Nordwelt-Versand in die Öffentlichkeit zu rücken. Seit 1999 betreibt Oliver Bode diesen Laden mit Versand. Jener war seines Zeichens einmal Vorsitzender des Hildesheimer Kreisverbandes der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ und jahrelang in der Nazi-Skinhead-Szene aktiv. Er wurde Ende 1998 mit Jürgen Rieger als Anwalt (Nazianwalt,Schriftsteller der „Artgemeinschaft“ u. Ehm. Landesvorsitzender NPD Hamburg) wegen Volksverhetzung verklagt. Auch wenn in seinem Versand vorwiegend alles mögliche für Hobby Vikinger und Germanen verkauft wird, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Auswahl. Ob Bücher von Jürgen Rieger, „Klagt nicht Kämpft“-Souvenirs (Losung der Wehrmachtsfallschirmjäger) oder gar Waffen wie Armbrüste, Teleskopschlagstöcke oder Messer, kommen auch Neonazis hier auf ihre Kosten.

Bockenem:

Einem sehr ähnlichen Gewerbe gingen bis 2008 auch die Neonazis Axel Buchheister und Dirk Niebur nach, indem sie aus Bockenem heraus den e-ok-versand betrieben. Große Bekanntschaft haben die beiden gewonnen, nachdem sie im November 2008 gemeinsam mit Mario Messerschmidt mehrere schwere Straftaten begangen hatten. So gestanden die drei Neonazis damals vor Gericht einen Geburtstag in der Nachtbar „Strip“ gefeiert zu haben. Als einer der Neonazis in das Treppenhaus der Bar urinierte, entfachte sich ein heftiger Streit mit dem Kampfsporterprobten Besitzer der Bar. Im Handgemenge nahm sich Mario Messerschmidt eine abgesägte Pumpgun zur Hilfe und feuerte eine Schuss ab, der vom Barkeeper durch einen Schlag gegen den Gewehrlauf abgewehrt werden konnte. In Folge dessen mussten die Neonazis eine Tracht Prügel einstecken und rächten sich, indem sie an einer nahgelegenen Tankstelle Benzin mit Kreditkartenzahlung auf den Namen Niebur kauften und daraus zwei Molotowcocktails bastelten. Diese wurden an die Fassade der Bar geschleudert und entfachten einen Brand, welcher noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. Das Trio musste eine Haftstrafe absitzen. Organisiert waren die drei Ne

Dirk Niebur beim Prozess 2008

onazis damals in der Kameradschaft Northeim. Des Weiteren betrieben Axel Buchheister und Dirk Niebur von Bockenem (Landkreis Hildesheim) aus den sogenannten „e-ok-versand.eu“. Mittlerweile ist nur noch Niebur als Inhaber angegeben. Über weitere Informationen zur (aktuellen) Aktivität von Buchheister und Niebur würden wir uns über Email freuen.

 

Zusammenfassend halten wir es für notwendig, faschistische Aktivitäten auch im Umland offenzulegen und zu bekämpfen. Für ersteres freuen wir uns immer über Infos und Tipps, welche uns an die hinterlegte Emailadresse geschickt werden können. 

Wir behalten die Situation auch weiter im Auge und freuen uns auf eure Mithilfe!

Keine Nazis in der Kreisliga?

Beim Spiel der Hildesheimer Kreisliga zwischen dem VfB Bodenburg und Concordia Hildesheim am 3.09.17 kam es zu einem Spielabbruch, der durch rassistische Äußerungen provoziert wurde. Der Verein Concordia Hildesheim hat Vereinsmitglieder aus verschiedenen Herkunftsländern und Religionen. Dass Fußballspieler, die nicht ins rassistische Weltbild passen, auf den deutschen Sportplätzen besonders in den unteren Ligen oft angefeindet und beleidigt werden, ist leider keine Seltenheit. Auf den Sportplätzen trifft sich jedes Wochenende ein Querschnitt der Gesellschaft, den die Faszination Fußball vereint. Dass es bei dem Sport oft hitzig zu geht, ist bekannt, doch auch rassistische Ressentiments werden hier oft besonders scharf geäußert.

So geschehen beim oben genannten Spiel. Weil wir selbst nicht auf dem Platz waren, wollen wir den genauen Ablauf des Spielabbruchs nicht rekonstruieren. Was sich aber genau nachlesen lässt, sind die (teilweise offiziellen) Reaktionen im Netz. Der VfV Bodenburg beteuert in einer Stellungnahme kein Verein für Rassismus und rechte Hetze zu sein. Was sich ja daran ausschließe, dass man selbst Geflüchtete im Verein spielen lasse. Im Folgenden wollen wir nun anhand eines Beispiels vorstellen, dass sogar teilweise Neonazis sich in solchen Verein durchaus wohlfühlen können und Vorfälle wie oben genannt nicht vom Himmel fallen.

Phillip Meibaum, Betreuer der zweiten Herren vom VfB Bodenburg, war früher in der Hildesheimer Neonaziszene aktiv. Auch heute scheint er die Ideologie weiter zu verfolgen, was anhand von Taten und Äußerungen nachzuvollziehen ist. Phillip Meibaum war vor einigen Jahren im Umfeld von Dieter Riefling in extrem Rechte Aktionen in Hildesheim involviert. Als Beispiel sei hier eine Störaktion von Faschisten am 20.05.2010 genannt, bei der, am Rande einer Infoveranstaltung im Gewerkschaftshaus Hildesheim, Neonazis um Dieter Riefling provozieren wollten. Mit von der Partie war, neben weiteren einschlägig bekannten Neonazis, auch Phillip Meibaum.

Störaktion von Neonazis gegen eine Gewerkschaftsveranstaltung 2010

Am 25.2.2012 kam es deutschlandweit zu Demonstrationen gegen das Acta-Abkommen welches Freiheitsrechte einschränken sollte. Neben einer linken Demonstration kam es an diesem Tag in Hildesheim auch zu einer rechten Demonstration, an der Neonazis aus ganz Niedersachsen teilnahmen und in der Stadt Jagd auf Linke machten, unter ihnen war kein geringerer als Phillip Meibaum.

Auch in der jüngsten Vergangenheit ist er in Hildesheim durch rechte Aktivität auffällig geworden. So verprügelte er im Dezember 2016 einen jungen Antifaschisten in der Kulturfabrik unter Einsatz einer Glasflasche. Auch in den sozialen Medien lassen sich eindeutige Hinweise auf rechte Aktivität und Gedanken feststellen. So posierte er auf Facebook neben Patrick Heise, dem Sänger der rechten Band „Endstufe“ und rechten Hooligans der Hannoveraner Gruppe Royal Riot.

Facebook-Profilbild Paule Meibaum

Auch auf seinem Instagramprofil lässt er gern seine rechte Gesinnung verlautbaren. So kommentiert er ein linkes Spruchband von HSV-Fans mit „Zeckenschweine“.

Instagram

Identitäre Bewegung Hildesheim -Wir bringen Licht ins Dunkle

Die Identitäre Bewegung ist eine neurechte Organisation, welche nationalistische, reaktionäre, sexistische und fremdenfeindliche Inhalte propagiert. Unter dem Dachverband Identitäre Bewegung Deutschland, finden sich zahlreiche Landesverbände wie die Identitäre Bewegung Niedersachsen.

Die IB tritt in der Öffentlichkeit mit spektakulären Aktionen auf und agiert im Stil von Greenpeace unter aktivistischem Deckmantel. IB Mitglieder haben in der Vergangenheit jedoch auch schon häufiger ihre Gewaltbereitschaft und faschistische Ideologien zum Ausdruck gebracht.

In Niedersachsen war die Hannoveraner Gruppe der IB über lange Zeit äußerst aktiv und tonangebend. Interne Papiere haben dabei die Zusammenarbeit mit Neonazigruppen belegt, von welchen sie sich in der Öffentlichkeit und in der Selbstwahrnehmung distanzieren. Nachdem im September 2015 Maximillian Elbin, eine Führungsperson der IB in Hannover bei einem Autounfall verunglückt ist, wurde es um die IB im Raum Hannover ruhig. In der darauffolgenden Zeit nahm die Lüneburger Gruppe in Niedersachsen das Zepter in die Hand. Mittlerweile hat die IB jedoch auch wieder eine handlungsfähige Gruppe im Raum Hannover/Braunschweig/Hildesheim. Personell ist die Gruppe zwar dünn besetzt, jedoch schaffen sie es, ihre Aktionen als große Erfolge zu inszenieren. So kam es am 1.4.2017 in Peine zu einer Demonstration rechter Gruppen, welche Andreas Tute, ein AFD Mandatsträger mit einschlägiger Vergangenheit in extrem rechten Parteien, angemeldet hat. Hier trat die Identitäre Bewegung Niedersachsen auf und zeigte dass die wenigen IB Mitglieder aus unserem Raum eng mit der AFD beziehungsweise der JA (Jungen Alternativen) zusammen arbeiten. Besonders markant ist, dass die IB gemeinsam mit Nenonazis wie dem, mittlerwile erneut in U-Haft sitzenden Nazischläger, Pierre Bauer oder den Faschisten Martin Schüttpelz, Lasse Richei und Sebastian Weigler auftreten.

1.4.17: Pascal Passon, Andre Goldfuhs un Andere von der IB mit Neonazis der JN Braunschweig auf einer Demonstration der AFD in Peine.

 

 

 

 

 

 

 

In Hildesheim lassen sich seit Juli 2016 Aktionen verzeichnen. Es gab Flyerverteilaktionen (18.7.16), einen Farbangriff auf das Büro der Grünen (21.12.16), Flyerverteilen auf dem Weihnachtsmarkt (11.12.16), Kerzenaufstellen (8.4.17), sowie zahlreiche massenhafte Sticker und Flyeraktionen, aber auch „Graffiti“ mit Lambdazeichen und rechten Parolen. Zudem führte die Hildesheimer Gruppe am 26.5.17 ein offenes Treffen im Raum Hildesheim durch.

Orteinfahrt Hildeshim, Höhe Klinikum aus Richtung Uppen kommend. Wurde kurz darauf übermalt.

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben uns entschlossen einige Personen der IB-Hildesheim auf diesem Blog beim Namen zu nennen, weil diese in der jüngsten Vergangenheit aktiver geworden sind. Uns sind auch weitere Mitglieder bekannt, über die wir zur Zeit noch Informationen sammeln. Ihr könnt uns dabei behilflich sein und eine Mail schreiben.

Für Details zu den Einzelpersonen einfach auf die Rubrik „Identitäre Bewegung“ klicken.

André Goldfuhs

Pascal Passon

Jan Neumann