Corona-Wahnwichtel in Hildesheim – Ein Update

Still ist es geworden um die Corona-Wahnwichtel aus Hildesheim, doch das sie dennoch weiterhin aktiv sind und ihr Kernteam sich gefestigt hat, wollen wir mit diesem Beitrag darstellen.

Während sie bis Mai/Juni noch regelmäßige Kundgebungen in der Stadt abhielten (siehe unseren Beitrag), musste „Aufgewacht Hildesheim“ sich dann in den Ehrlicher Park verziehen – auf den Plätzen in der Stadt waren nämlich immer schon von Antifas Veranstaltungen angemeldet. Für die „Aufgewachten“ Hildesheimer hatte das zum einen zur Folge, dass sie an Außenwirkung verloren – ja, ab und an war noch ein Journalist da, aber ansonsten war es das dann auch. Das bedeutete aber auch, dass die 40 und später etwa 20 Leute, die jeden Samstag zum „Wilden Picknick“ auftauchten, Zeit hatten sich intensiv kennenzulernen und eine festere Gruppe zu gründen.

Die Gruppe im Park ,(„Hilde legt los“) machte es sich zur Aufgabe, sich gegenseitig möglichst viele Verschwörungsmythen zu erzählen. Das Ganze entwickelte sich dann auch schnell sehr esoterisch weiter.

Daran spaltete sich die Gruppe letztendlich. Ein Teil der ursprünglichen „Aufgewacht Hildesheim“ Gruppe hatte wohl mehr Lust auf andere Sachen als picknicken und meditieren. So ist der Gründer des Ganzen, Henrick „Rocko“ Seeger seit Monaten nicht mehr aktiv, weder in ihren Telegramgruppen, noch auf Veranstaltungen.

„Hilde legt los!“ traf sich an Samstagn im Ehrlicher Park. Bis zum Lockdown fanden die Treffen wöchentlich in einem Café statt. Das „Meditieren gegen Corona“, dass von Teilen dieser Gruppe ausging, hat sich mittlerweile auch erledigt.

Ein anderer Teil der ursprünglichen „Aufgewacht“ Gruppe traf sich eine Zeit lang jeden Montag vor dem Rathaus. Meist rauchten sie dort Kette und tranken auch mal ein Bier.

Interne Kommunikation

Als Orte der Kommunikationen dienen derzeit 5 Telegramgruppen oder Channels, wobei diese ständig neu gegründet und alte gelöscht werden, weil man dort Spitzel vermutet. Sie laufen nicht mehr unter dem Titel „Aufgewacht Hildesheim“ sondern unter „Hildesheim denkt laut“, wo die Park Gruppe um Ina Maria („Hirte“), Marleen Schnippkoweit und Tecwyn Williams (Tec) den Ton angibt. Diese Telegramgruppe hat (Stand Ende Oktober 2020) 127 Mitglieder. Dazu gibt es noch einen Infokanal. Außerdem noch eine Gruppe für „Hilde legt los“. Beide Gruppen haben Überschneidungen bei ihren Mitgliedern und arbeiten zusammen.

Aufrufe zur Gewalt
Gern wird ein antisemitisches Weltbild geteilt.

 

 

 

 

 

 

 

Es hat sich in den letzten Wochen gezeigt, dass der Schritt vom Telegrammitglied zum aktiv werden sehr groß ist. Darüber beschweren sich auch die sehr aktiven Mitglieder. So wurden in einem Akt der Selbstüberschätzung 20.000 Flyer bestellt, bei Verteilaktionen sind aber nur höchstens 10 Leute zu motivieren. Der feste Kern von Leuten, die bereit sind aktivistisch tätig zu sein ist also klein, wurde aber in den letzten Monaten durchaus zusammengeschweißt. So waren Leute aus Hildesheim bei Demonstrationen in Berlin und Hannover. Auch bei Demos in Hameln, Leipzig oder Braunschweig sind die Hildesheimer*innen unterwegs.

Hildesheimer Aluhüte bei Protestmarsch in Braunschweig am 31.10.20, gemeinsam mit Neonazis der NPD und DIE RECHTE

 

Inhaltliche Ausrichtung

Bundesweit lässt sich ein Strategiewechsel in dieser Bewegung verzeichnen, nämlich die Gründung von Gruppen unter dem Namen „Schwarze Wahrheit“. Klingt erstmal seltsam – ist es auch. Diese Menschen wollen ihre Empörung und ihre Kritik noch deutlicher auf die Straße bringen. Dafür sind sie auf der Suche nach neuen, aufsehenerregenden Formen des Protest. Grade finden sie „Schweigemärsche“ interessant. Das heißt, sie laufen durch die Stadt, entweder als angemeldete Demo oder spontan, und sagen dabei kein Wort, sondern haben Schilder dabei. Ein anderer Ansatz von ihnen ist es, die Corona Maßnahmen ins Lächerliche zu ziehen, indem sie penibel umgesetzt werden. Riesige Masken, Badenudeln als Abstandshalter usw. werden dabei eingesetzt.

Generell ist es natürlich erstmal super, wenn diese Leute mal den Mund halten. Angenehmer auf jeden Fall, als wenn sie ihre Verschwörungsmythen durch die Gegend schreien ist so ein „Schweigemarsch“ auf jeden Fall. Allerdings heißt das nicht, dass sie nicht trotzdem ekelhafte Meinungen vertreten können. Zum Beispiel hat „Schwarze Wahrheit Hildesheim“ bei einer Aktion, bei der sie mit ca. 10 Leuten durch die Stadt gelaufen sind, Maleranzüge getragen, auf die zum Beispiel „Impfen macht frei“ geschrieben war. Das dieser Spruch angelehnt ist an die Lösung des KZ Dachau „Arbeit macht frei“ und ist damit in direktem Bezug auf den Nationalsozialismus gewählt. Mit Aussagen wie diesen wird die Shoa relativiert, Impfungen werden gleichgesetzt mit Verbrechen an der Menschlichkeit. Solche Aussagen finden sich auch immer wieder in den Chats der „Aufgewachten“. Es finden sich „Judensterne“ mit der Aufschrift „ungeimpft“, eine weitere Relativierung der Verbrechen an Jüd*innen im Nationalsozialismus. Antisemitische Aussagen zu den „Zionisten“, die hinter der Pandemie stecken würden und sowieso alle Fäden in der Hand halten würden kommen oft vor. Rassistische Aussagen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. Diese Aussagen kommen meist von einigen wenigen Menschen in den Chats, aber widersprochen wurde bisher noch nicht einmal!

Auch Verschwörungsmythen werden regelmäßig bedient. 5G, Zwangsimpfungen, Chips, die Bill Gates uns allen implantieren will, Jeff Bezos und Bill Gates als Alleinherscher der Welt, Qanon. All diese Themen vertreten die Mitglieder dieser Gruppen. Dazu kommen Gewaltfantasien und Bürgerkriegsszenarien, die heraufbeschworen werden.

Auf dem Rücken zu lesen: Impfen macht frei
Rassismus in der Gruppe

 

 

 

 

 

 

 

Fazit

Der Hildesheimer Ableger der sogenannten Hygienedemos hat sich in den letzten Monaten also vor allem stablisiert, es gibt ein festes Kernteam. Auch wenn die Telegramgruppen wachsen, sind nicht besonders viele Menschen aktiv. Die Hildesheimer*innen fahren gerne und viel zu auswärtigen Demos, innerhalb von Hildesheim steht die interne Vernetzung bislang im Vordergrund. Sie haben kaum Rückhalt in der Bevölkerung. Es bleibt abzuwarten, wie ihre neuen Strategien aufgehen. So oder so werden in den Gruppen Menschen radikalisiert, sie sind ein gefährliches Fass an Verschwörungsmythen, Antisemitismus, Rassismus und Gewaltfantasien. Die überwiegende Mehrheit in diesen Gruppen trägt wenig in den Chats bei, widerspricht aber auch nie, wenn menschenverachtende Thesen geäußert werden.

Wir werden die Gruppen weiterhin beobachten.