Heute begann der Prozess gegen Felix M. Fuchs, der wegen eines mutmaßlich geplanten Terroranschlags auf muslimische Menschen angeklagt ist.
Im Mai diesen Jahres wurde bei Fuchs eine Hausdurchsuchung durchgeführt, bei der mehrere Waffen sowie rechtsextreme Schriften, wie „Mein Kampf von Adolf Hitler“ und andere Materialien gefunden wurden. Es wurde daraufhin von der Staatsschutzkammer des Landgericht Lüneburg Anklage wegen Vorbereitens einer terroristischen Tat erhoben.
Weil der Angeklagte mit 22 Jahren als Heranwachsender gilt, hat das Jugendlandgericht Hildesheim den Fall übernommen.
Am ersten Prozesstag am 7.12.2020 wurde lediglich die Anklageschrift verlesen. Interessant daran ist, dass Fuchs nicht nur wegen dem geplanten Attentat und der Beschaffung von Waffen angeklagt ist, sondern auch in mehreren Fällen wegen Beleidigung und Bedrohung. So soll Fuchs im Alter von 18 Jahren unter einem Fake Profil auf Facebook Kontakt zu einer damals 15 Jährigen gehabt haben. Nachdem er ihr unaufgefordert 2 Dickpics schickte, wollte sie den Kontakt abbrechen. Daraufhin beleidigt und bedrohte sie. Auch ihren Bruder und ihre Mutter bedrohte er daraufhin. Die Staatsanwältin las Stellen aus den Chats vor, in denen er grafische Gewaltfantasien schilderte.
Es ist hier unserer Meinung nach wichtig herauszustellen, dass diesen Handlungen ein antifeministischen, mit Frauenhass durchtränktes Weltbild zu Grunde liegt. Die Verschränkungen zwischen Antifeminismus und rechtem Terror zeigen sich immer wieder, so auch beim Attentäter von Halle.
Die Staatsanwaltschaft ordnet Fuchs ausdrücklich extrem rechtes Gedankengut zu und sieht in der mutmaßlichen Planung des Attentats den Versuch, den öffentlichen Frieden zu Stören. Fuchs hätte vorgehabt, muslimischen Menschen durch so eine Gewalttat ein Gefühl von Sicherheit zu entziehen und so Schrecken unter ihnen zu verbreiten. Damit wird die geplante Tat von der Staatsanwaltschaft als rechtsterroristischer Akt eingestuft.
Fuchs radikalisierte sich laut Anklage seit mehreren Jahren vor allem durch das Internet. Ausgangspunkt scheint der Terroranschlag von Christchurch 2019. Der Attentäter scheint ein Vorbild für Fuchs gewesen zu sein.
Über das Internet stellte er Recherchen zu Leugnung der Shoa und zur NS-Zeit an. Er war in der Online-Gaming Community vernetzt, wo er in Gruppen wie „Ausländer=Abfall“ und „Adolf Hitler war ein Ehrenmann“ unterwegs war. In solchen Foren äußerte Fuchs seine menschenverachtenden Ansichten und schilderte seinen Frauenhass, Rassismus, Antisemitismus, Hass auf Muslime und Hass auf Schwule durch plastische Gewalt- und Mordphantasien.
Fuchs besorgte sich dann Armbrüste und Messer, mit dem Ziel „mindestens 20 Muslime zu killen“. Sein Ziel war es, durch einen solchen Anschlag, „zur Legende zu werden“; eine solche Tat wäre „das Bedeutendste in meinem Leben“. Er wollte das Werk des Attentäters von Christchurch und anderer Rechtsterroristen fortführen, als „Krieger seines Landes“.
Ob Fuchs sich tatsächlich ausschließlich durch das Internet radikalisierte werden die nächsten Verhandlungstermine zeigen. Auch die Frage, in welchen Foren er genau aktiv war und wie und mit wem er sich vernetzte, bleibt noch offen.
Wir werden den Prozess weiterhin begleiten, bei dem nächsten Verhandlungstag am 18.12 wird mit einer Aussage des Angeklagten gerechnet. Fuchs würde sich dazu äußern, so der Anwalt. Am ersten Prozesstag dagegen war Fuchs sehr ruhig, wirkte in sich gekehrt. Zu Beginn, als Fotografen noch im Saal waren, bedeckte er sein Gesicht. Später, als die Staatsanwältin seine Gewaltfantasien und Morddrohungen in Chatnachrichten verlaß, verzog Fuchs keine Miene.