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Naziprovokation am 08.03.20

Am 08.03.20 wurde in Hildesheim unter dem Motto ‚Feministischer Streiktag‘ eine Demo mit 400 Teilnehmenden durchgeführt. Einige Nazis nahmen dies zum Anlass, um zu provozieren. So trafen bereits zu Beginn am Hauptbahnhof eine Gruppe von 6 Faschisten der Partei Die Rechte ein und machten Fotos von Teilnehmenden. Die Polizei unter Einsatzleiter Deutscher machte keine Anstalten die Provokateure fortzuschicken und maßregelte im Gegenteil eine Person, welche mittels Megafon auf die Nazis hinwies.
Bei den Nazis handelte es sich um 4 Personen aus Einbeck, nämlich Pascal Zintarra, Maurice Brosenne, Thorben Brosenne und Tobias Haupt; sowie Johannes Welge aus Bad Salzdetfurth und Aljosha Raschke aus Alfeld.
Etwa 2 Stunden folgten die Faschisten dem Demozug und konnten nur dank antifaschistischer Intervention auf Abstand gehalten werden.

Bereits bei einer Demo zum Gedenken der Opfer des rechten Terroranschlags von Hanau, welche am 21.02.20 stattfand, hat ein Hildesheimer Neonazi der Partei Die Rechte provoziert. Dieser konnte durch Antifas verjagt werden. Zuvor ist er gemeinsam mit einem ehemaligen Mitglied der Legion Hildesheim mit dem Fahrrad aus Richtung Moritzberg gekommen und war stark alkoholisiert. Seinen Pegel hat er anschließend im Einbecker Bierbrunnen am Bahnhof weiter erhöht.
Hier fand auch am 28.02 ein Saufgelage der Partei Die Rechte statt. Als Gast war der Neonazi Ronny Dammerow aus Hannover ebenfalls zu gegen.

Die Rechte scheint ihre Aktivitäten in Hildesheim zu erhöhen, auch wenn sie nur aus 4 Leuten besteht. Die Vernetzung in umliegende Städte scheint gegeben und insbesondere nach Einbeck stark zu sein. So war Die Rechte Hildesheim mit mehreren Leuten bei der Kundgebung des lokalen Ablegers der Partei am in Einbeck beteiligt und übernahm auch Ordnerfunktionen, so etwa am 29.02.2020.

Wir möchten an dieser Stelle daran errinern, dass Die Rechte Johannes Welge 2016 aus der Partei geworfen hat, weil er mehrfachen Ehebruch begangen hatte und Drogen zu sich nahm. Sein langjähriger Freund und Kamerad Martin Schüttpelz hat sich seither von ihm abgewand und ist nun in der JN aktiv.

Infostand Die Rechte 30.11.19

Am 30.11.2019, zeitgleich zum Parteitag der AfD in Braunschweig, platzierte der Kreisverband Braunschweig/Hildesheim der Nazipartei „Die Rechte“ von 15 bis 16 Uhr einen „Infostand“ in der Hildesheimer Innenstadt auf Höhe von Galeria Kaufhof.

Es beteiligten sich 3 Faschisten unter der Federführung von Johannes Welge aus Bad Salzdetfurth. Geschützt wurde der Infostand durch etwa 15 Polizisten der Hildesheimer und der Landespolizei. Die Abreise der Nazis erfolgte durch ein Taxi.

Volkstrauertag 2019

Den jährlich stattfindenden Volkstrauertag nutzen Neonazis am 17.11.2019, um ihren Vorgängern von 1945 zu huldigen und nennen den Tag selbst „Heldengedenken“.

Die Stadt Hildesheim hat ihrerseits den Volkstrauertag dieses Jahr am Denkmal auf dem Nordfriedhof in Hildesheim stattfinden lassen. Hier waren vor allem Schülerinnen und Schüler des Adreanum, Mitglieder der Reservisten- und des Marinebunds, sowie lokale Politiker anwesend. Seitens der Rechten zeigte sich hier der AfD Stadtrat Michael Körber zu erkennen.

Gegen 14 Uhr fand sich am Grab des Faschisten Karl Münter auf dem evangelischen Friedhof in Nordstemmen eine Gruppe Neonazis aus Thüringen ein. Insbesondere sei hier Thorsten Heise zu nennen, welcher den SS-Vebrecher Karl M. zu einem „Zeitzeugenvortrag“ nach Leinefelde einlud. Es schien ein gutes und enges Verhältnis zwischen den Neonazis um Thorsten Heise und dem, an einem Massenmord im französischen Ascq beteiligten, Karl Münter gegeben zu haben. Heise legte einen Kranz nieder und besichtigte im Anschluss das Schloss Marienburg.

Beschriftung des Kranzes: Unserem Kameraden Karl – Treue um Treue Beschriftung2: Deine Kameraden vom 1.SS-PZ Korps und AB

Die NPD/JN mobilisierte in den Abendstunden zu ihrer Veranstaltung, welche ebenfalls Bezug auf Karl M. nahm, nach Ottbergen (Landkreis Hildesheim). An der Wallfahrtskapelle versammelten sich die Faschisten mit Fackeln. Anwohner riefen die Polizei, sodass die Personalien aller Beteiligten festgestellt wurden. Laut Presse seien die Beteiligten zum Großteil im Raum Braunschweig wohnhaft. Eine Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal des Ortes konnte durch einen Platzverweis des engagierten Bürgermeisters verhindert werden. Es ist davon auszugehen, dass die Veranstaltung vorwiegend von den Faschisten aus Hoheneggelsen organisiert wurde.

Links mit Fahne: Tim Höfner Rechts vor dem Kranz: Martin Schüttpelz beide JN und aus Hoheneggelsen
Martin Schüttpelz mit Headset als einer der Organisatoren der NPD Demonstration am 23.11.2019 in Hannover, welche unter anderem das Motto „Rache für Karl Münter“ hatte.
Auch die Neonazis Tim Höfner (Fahne) und Patrick Weist (Schild) aus Hoheneggelsen beteiligten sich an der Demonstration in Hannover.

Nazikundgebung in Hildesheim am 27.07.2019

Am 27.07.2019 veranstaltete die neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ eine Kundgebung am Hildesheimer Hauptbahnhof. Weiterhin gründete die Partei später am selben Tag den neuen Kreisverband „Hildesheim – Braunschweig“ in Almstedt bei Hildesheim.

Zur Kundgebung am Hildesheimer Hauptbahnhof, die von Johannes Welge angemeldet wurde, schafften es gerade einmal 23 Nazis. Zu altbekannten Hildesheimer Gesichtern wie Rene Scholtyseck und Michael Weiss gesellten sich Nazis aus Goslar, Einbeck, Dortmund und Braunschweig. Die Dortmunder Nazis um den Bundesvorsitzenden von „Die Rechte“ Michael Brück stellten an diesem Tag die mit Abstand größte Gruppe von Teilnehmenden.

Auffällig ist das der langjährige Nazikader Dieter Riefling aus Söhlde, bei Hildesheim, gefehlt hat. Der innerhalb der rechten Szene stark umstrittene Riefling kandierte während der Europawahl noch auf Listenplatz 4 für „Die Rechte“. Ob sein Fernbleiben bedeutet, dass er sich jetzt noch weiter aus den regionalen Strukturen zurückzieht und durch den ehemaligen Braunschweiger Johannes Welge ersetzt wird bleibt abzuwarten.

Auf der Kundgebung selbst sprachen neben Johannes Welge auch Michael Brück und der Braunschweiger Lasse Richei. Dieser beklagte seine Einstufung als Gefährder und die damit einhergehende Repression gegen ihn und seine Gruppe „Adrenalin 381“. Nach etwa eineinhalb Stunden beendeten die, vom Gegenprotest sichtlich frustrierten, Nazis ihre Kundgebung und begaben sich in das naheliegende Almstedt, um dort den Kreisverband „Hildesheim – Braunschweig“ auch offiziell zu Gründen. An der Gründungsveranstaltung nahmen Nazis aus Hildesheim, Goslar, Braunschweig und Dortmund teil.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gründung des neuen Kreisverbandes eine Reaktion auf die Repressionen gegen die Braunschweiger Neonazis aus dem Umfeld von „Adrenalin 381“ ist. Durch diesen Schritt können sie ihre Aktivitäten zukünftig unter dem Schutz des Parteiengesetzes entfalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass „Die Rechte“ als Ausweichorganisation für verbotene oder vom Verbot bedrohte Neonazigruppen auffällt. Die Partei entstand kurz nach dem Verbot der Nazikameradschaften „Nationaler Widerstand Dortmund“ und „Kameradschaft Aachener Land“, um diesen die Möglichkeit zu geben weiterhin aktiv zu bleiben.

Ob die als extrem gewaltbereit geltende Naziszene aus Braunschweig nun auch versucht in Hildesheim Fuß zu fassen und ob der neugegründete Kreisverband „Hildesheim – Braunschweig“ es schafft „Die Rechte“ langfristig in der Region zu verankern ist fraglich. Der letzte Versuch von Die Rechte in Hildesheim aktiv zu sein, scheiterte am antifaschistischen Gegenwind, internen Streitigkeiten um Drogen und Ehe, sowie polizeilicher Verfolgung von Straftaten. Einen Bericht darüber findet sich auf der Seite: http://nonazishildesheim.blogsport.de/2017/03/21/21-3-da-war-doch-was/

Handschlag: Johannes Welge mit Lasse Richei
Gute Laune sieht anders aus. Michael Weiss und Michael Brück
Die Nazigruppe auf dem Weg nach Almstedt. v.l.n.r. Lasse Richei, Joel Rohde, Rene Scholtysek, Michael Weiss.

Hildesheimer Neonazis als Wegbereiter extrem rechten Terrors?

Spätestens Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstehen im Umfeld der später, im Jahr 2000, verbotenen Neonaziorganisation Blood & Honour schwer kriminelle und terroristische Netzwerke. Mit Combat 18 („Kampfgruppe Adolf Hitler“) entsteht sogar ein eigener bewaffneter Arm. Kernkonzept des bewaffneten Kampfes von B&H ist der sogenannte „führerlose Widerstand“. Eine Gruppe die genau nach diesem Konzept agiert hat war der selbsternannte NSU, welcher bis zu seiner Selbstenttarnung im Jahr 2011 zehn Menschen ermordet hat und dutzende Banken überfiel. Außerdem ist der NSU für drei Bombenanschläge verantwortlich.

Das der NSU dabei keineswegs isoliert agiert hat und bis zum Schluss über Kontakte in die Neonaziszene verfügte ist Heute vielfach belegt. Viel mehr muss davon ausgegangen werden, dass es nicht den einen NSU gibt, sondern das der NSU nur eine von vielen bewaffneten Gruppen in einem extrem rechten Untergrund rund um B&H und C18 gewesen ist.

Der Mord am Kasseler CDU-Politiker Walter Lübcke macht auf tragische Art und Weise deutlich, dass dieser Untergrund weiterhin existiert und agiert. So bewegte sich sein mutmaßlicher Mörder Stephan Ernst im engeren Umfeld von Stanley Röske, einem der führenden Köpfe von Combat 18.

Um zu funktionieren braucht dieser extrem rechte Untergrund weit verzweigte und gut organisierte Strukturen und Netzwerke von Mitwissenden und Helfer*Innen. Erst letzten Monat hat das Rechercheprojekt „Hingeschaut“ auf ein solches Unterstützer*Innen-Netzwerk rund um die ehemaligen B&H-Strukturen in Hildesheim aufmerksam gemacht.

Und wenn Neonazis aus genau diesem Umfeld jetzt öffentlich rechten Terror verharmlosen und sich solidarisch hinter einen mutmaßlichen Terroristen aus dem Umfeld von C18 stellen, dann ist das ein guter Grund noch einmal ganz genau hinzuschauen.

Worum geht’s?

Neonazis um die Partei Die Rechte und den langjährigen Neonazi Dieter Riefling mobilisieren für Samstag den 27.07.2019 nach Hildesheim. Zum Anlass nehmen sie sich die aus ihrer Sicht vorschnelle Forderung nach einem Verbot von Combat 18, sowie die Berichterstattung im Mordfall Walter Lübcke.

Als ehemaliger Kader der verbotenen Neonazipartei „FAP“ verfügte Dieter Riefling früh über sehr gute Kontakte in die Neonaziszene. Seine Karriere führte ihn durch die verschiedensten Gruppierungen, Parteien und Vereine. Zwischenzeitlich war er Organisationsleiter von B&H. Die Position des Organisationsleiters entstand auf Druck der Hildesheimer B&H-Gruppe um Hannes Franke und Johannes Knoch. Während der deutsche Ableger von B&H Ende der 90er Jahre an der Frage Geld oder Politik zu zerbrechen drohte, setzten sie richtungsweisende Impulse zur Umformung von B&H in eine politische Kampfgemeinschaft.

Zur selben Zeit, im Jahr 1998, zog der im NSU-Prozess verurteilte Neonazi und Terrorhelfer Holger Gerlach von Jena nach Hannover. Kurz nach seinem Umzug tauchte er im Umfeld von B&H Hildesheim auf und organisierte 1999 gemeinsam mit Johannes Knoch und weiteren Hildesheimer Neonazis ein Rechtsrock-Konzert in Hildesheim. Eine Band die an diesem Abend auftrat war das Jenaer Liedermacher-Dou „Eichenlaub“. Mit ihrem Lied „5.Februar“ bezieht sich „Eichenlaub“ auf die untergetauchten Terroristen vom NSU. Ein Videomitschnitt belegt das Dieter Riefling den Abend damals moderierte.

Rechtsrock-Konzerte blieben nicht die einzigen gemeinsamen Aktivitäten von Holger Gerlach und den Hildesheimer Neonazis. Nachdem Dieter Riefling von Neonazis aus dem Umfeld von Thorsten Heise krankenhausreif geschlagen wurde, weil diese verhindern wollten das er das Gelände von Thorsten Heise betrat, nahm die Polizei noch am selben Abend eine Gruppe von rund 20 bewaffneten Neonazis fest. Sie waren auf dem Weg sich für den Überfall auf Dieter Riefling zu rächen. Unter den festgenommenen befand sich auch Holger Gerlach.

Das Verhältnis zwischen den Neonazis um Thorsten Heise und der Hildesheimer B&H-Gruppe scheint unter dieser Auseinandersetzung nicht gelitten zu haben. Im hessischen NSU-Untersuchungsausschuss gab ein Aussteiger aus dem Rechtsrockmilieu an, dass Heise und die Hildesheimer gute Kontakte pflegten. Der wichtigste Besuch dürfte demnach der Besuch der Hildesheimer Delegation zur Hochzeitsfeier von Thorsten Heise im Jahr 1999 gewesen sein. Damals fuhren Hannes Franke und Holger Gerlach gemeinsam zu der Hochzeit. Gerlach hatte den Auftrag Thorsten Heise nach Hilfe für die untergetauchten NSU-Terroristen zu fragen.

Ein weiterer Neonazi der sich in Hildesheimer Neonazistrukturen bewegte ist der beste Freund von Holger Gerlach. Alexander Scheidemantel gehörte in den 2000er Jahren zwischenzeitlich einer Hildesheimer Kameradschaft an.

Im Jahr 2006 stellte seine Frau Sylvia Scheidemantel der untergetauchten Beate Zschäpe ihre Krankenkassenkarte zur Verfügung und ermöglichte so ein Fortbestehen des NSU. Bei ihrer Aussage im NSU-Prozess wollte das Gericht wissen ob sie Johannes Knoch, Hannes Franke und Marc Borowietz kannte. Auch wenn sie angab sich nicht erinnern zu können wird an dieser Stelle deutlich, dass es gleich mehrere Neonazis im Umfeld der Hildesheimer B&H-Division gegeben hat, die dem Umfeld des NSU zuzurechnen sind.

Dafür spricht vorallem die enge Freundschaft zwischen der Familie Eminger und Hannes Franke. Der im Jahr 2002 nach Groß Düngen im Landkreis Hildesheim gezogene Maik Eminger ist der Bruder des wichtigsten Unterstützers des NSU und im NSU-Prozess verurteilten André Eminger. Im Jahr 2004 besuchten Maik Eminger und Johannes Knoch eine Kranzniederlegung in Gronau (Leine) (Landkreis Hildesheim) und Hannes Franke war regelmäßig mit den beiden Brüdern bei Treffen der völkischen und ultrarassistischen „Artgemeinschaft“.

Die „Artgemeinschaft germanische Glaubensgemeinschaft“ vom inzwischen Verstorbenen Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger diente nach dem Verbot von B&H als Auffangbecken für B&H-Kader und steht in enger Verbindung mit dem extrem rechten Terror des NSU und auch von dem Netzwerk um Stephan Ernst. Nicht nur Ernst selbst war Mitglied in der Artgemeinschaft, 1997 soll Beate Zschäpe ein Treffen der Artgemeinschaft besucht haben. Nach seiner Verurteilung fand Ralf Wohlleben, ebenfalls Unterstützer des NSU Zuflucht auf dem Hof des Vorsitzenden der Artgemeinschaft.

Noch im Jahr 2012, bereits nach der Selbstenttarnung des NSU und nach bekannt werden der Mitwirkung von Andre Eminger besuchten die Eminger-Brüder das Hildesheimer Tattoostudio „Last Resort“ von Johannes Knoch und wurden dort, nach Darstellung vom ZDF-Magazin Frontal 21, herzlich begrüßt. Der Versuch von Hannes Franke juristisch gegen diese Darstellung vorzugehen kassierten die Gerichte ein.

Auch schon vor bekannt werden des NSU waren Mitglieder der Hildesheimer B&H-Division eng mit rechtsterroristischen Strukturen verbandelt. Während der Ermittlungen zur Gruppe „Combat 18 Pinneberg“ tauchten Hildesheimer Neonazis auf Telefonmitschnitten auf. Auf einer Aufnahme ist Johannes Knoch zu hören, wie er detaillierte Anweisungen zum Umgang mit „abtrünningen“ Neonaziversänden gibt. Als „C18 Pinneberg“ letztlich 2003 ausgehoben und verboten wird finden die Ermittler neben Todeslisten vor allem diverse Schusswaffen. Combat 18 war in der Vergangenheit auch wiederholt in Hildesheim aktiv. Der erste dokumentierte Vorfall geht auf das Jahr 1999 zurück. Dort tauchten am ehemaligen Haus der Jugend Plakate auf, auf denen Combat 18 antifaschistische Aktivist*Innen mit dem Tode bedrohte. Im Jahr 2016 sind mehrere Überfälle auf migrantische Taxifahrer im Landkreis Hildesheim bekannt geworden. Die maskierten Täter gaben sich den Opfern gegenüber als Aktivisten von Combat 18 zu erkennen.

Unter all diesen Gesichtspunkten wird eines deutlich: Wenn Hildesheimer Neonazis jetzt öffentlich Ermittlungen in Umfeldern des extrem rechten Terrors verurteilen, dann tun sie das vor allem aus eigenen Interessen. Sie befürchten selbst in den Fokus der Ermittlungen zu geraten. Ein Verbot und die damit einhergehenden Ermittlungen könnten einige sicherlich schwer belasten und hätte für sie unkalkulierbare Folgen. Der extrem rechte Untergrund in dem sie sich bewegen ist kein zufällig und lose zusammengewürfelter Haufen von Neonazis. Viele von ihnen waren Mitglieder von B&H und sie alle verbindet die elitäre Vorstellung der „weißen Herrenrasse“. Die meisten von ihnen waren oder sind bereit ihre Ideologie und die eigenen Interessen mit (tödlicher) Gewalt durchzusetzen oder andere bei der Durchsetzung der gemeinsamen Ziele zu unterstützen.

Quellenangaben und weitere Informationen findet ihr auf der Internetseite vom antifaschistischen Rechercheportal Projekt Hingeschaut. Dort werden Texte zu militanten und rechtsterroristischen Strukturen in Niedersachsen und Norddeutschland veröffentlicht.

www.hingeschaut.blackblogs.org

Auswertung 18.5.2019

Am 18.05.2019 mobilisierte Dieter Riefling und DIE RECHTE Niedersachsen zu einem Aufmarsch „Für Meinungsfreiheit“ nach Hildesheim. Der von Holger Niemann angemeldete Demonstrationszug ging erneut durch die Hildesheimer Nordstadt und sollte über die Straßen Altes Dorf, Ottostraße, Peinerstraße, Martin-Lutherstr, Steuerwalderstr, Peinerstr. zurück zum Nordausgang des HBF gehen. Damit ist es die gleiche Route wie am 21.03.2015, nur dieses mal gegen den Uhrzeigersinn.

Als Redner traten Dieter Riefling, Holger Niemann und Jens Wilke auf. Eine Sitzblockade brachte die 20 Neonazis auf Höhe der Martin Luther Kirche zum Umdrehen.

Die Zusammenstellung der angreisten Neonazis ist interessant, weil sich Vertreter verschiedener Organisationen und Städte beteiligten und dennoch die Teilnehmerzahl sehr gering war.

Aus Hildesheim beteiligten sich inklusive Riefling etwa 5-8 Nazis, aus Salzgitter 5, aus dem Heidekreis 2, sowie aus Hannover, Göttingen, Wilhelmshaven, Bremen und jeweils einer.

In den folgenden Bildern werden sie namentlich vorgestellt.

Die gesamte Bilerstrecke lässt sich unter https://pixelarchiv.org/event/2019.05.18.hildesheim/1  abrufen.

Von Links: Bruce Kevin Bullinger (Salzgitter), Andreas Haak (Bremen), Nicole Hedermann (Salzgitter), Martin Stiebener (Salzgitter), Johannes Welge (Almstedt LK Hildesheim), Dieter Riefling (Söhlde LK Hildesheim)
Von Links: Jens Wilke (Göttingen/Adelbsen), Dieter Riefling (Söhlde/Hildesheim), Holger Niemann (Heidekreis), Jens Malte Hiller (Wilhelmshaven|Nordland Sanitätsdienst)

Ganz Links: Joachim Hedermann (Salzgitter), Vorn mit Sonnenbrille: Stephan Hinze (Hannover), Rechts mit Glatze: Marcus Griese (Hildesheim-Neustadt|NPD)

 

Hinten Links im roten Shirt: Sören Surdyk (Dorfmark), Vorn pinke Haare: Celine Hörnig (Salzgitter), nach Rechts: Martin Stiebener (Salzgitter), Johannnes Welge (Almstedt/LK Hildesheim)

Nazihaus in Hoheneggelsen

Am 24.11.2018 haben Antifas in Hoheneggelsen flächendeckend eine Broschüre über Naziaktivität im Ort verteilt.

Siehe: https://de.indymedia.org/node/26283

In der Bahnhofsstr 10 haben sich Neonazis der Gruppe JN Niedersachsen, bzw. ehemals „Die Rechte Hildesheim“ eingemietet. Aus der Broschüre lassen sich die Infos entnehmen.

hogge.pdf

 

Martin Schüttpelz

Martin Schüttpelz beteiligt sich an Aufmärschen und Veranstaltungen und organisiert diese maßgeblich mit. Er blickt auf eine länge Karriere in der Naziszene zurück, denn er war bereits bei verschiedenen Spektren der extremen rechten aktiv.

Angefangen als Glatze in einer Braunschweiger Kameradschaft, pflegte er eine gute Freundschaft mit dem Faschisten Johannes Welge. Gemeinsam mit ihm gründete er Ende 2014 einen Hildesheimer Kreisverband der Partei „Die Rechte“, welcher bis etwa Mitte 2016 existierte. Schüttpelz war dabei stets Vorstand und auch Admin der Facebookseite. Im Anschluss daran organierte sich Schüttpelz zusammen mit verschiedene Neonazis aus Hoheneggelsen/Söhlde zur sog. „Nachbarschaftshilfe Söhlde“ – einem Versuch in der Dorfgemeinschaft rechte Propaganda unter bürgerlichem Gewand zu verbreiten. Kurz darauf richtete sich der Aktivitätsschwerpunkt auf den Bereich Salzgitter, wo gemeinsam mit der Braunschweiger JN die sog. „Schutzzone Salzgitter“ aufgebaut wurde. Über mehrere Monate patroullierten Faschisten in Bürgerwehrmanier durch die Stadt. Anschließend galt Schüttpelz’s als Vollmitglied der Jungen Nationalisten und organisierte Märsche, Aktionen, Heldengedenken und Demonstrationen.

Mittlerweile hat es ihn seine Freundin Lisa Virchow und das gemeinsame Kind in den Harz verzogen. Auch hier ist er aktiv und gilt als Mitglied der Gruppe „Harzrevolte“.

 

Martin Schüttpelz und Tom Mattig (Dortmund) am 24.11.18 bei einem NPD Aufmarsch in Salzgitter
Am 1. Mai 2019 beteiligt sich Schüttpelz an der Demonstration der NPD in Dresden
Martin Schüttpelz in seiner Glatzenzeit
Schüttpelz bei Naziübergriff in Braunschweig 05.12.15
Schüttpelz bei einem Übergriff auf Linke in Braunschweig am 5.12.2015.

Last Resort und Bulletproof

Im Jahr 1998 eröffneten Neonazis, um das in Deutschland verbotene, internationale Blood & Honour-Netzwerk, das Tattoostudio „Last Resort“ in Hildesheim.

Das Tattoostudio „Last Resort“ wurde im Jahr 2002 im Zuge von Ermittlungen gegen B&H durchsucht. Im anhängigen Prozess wurde der Inhaber Johannes „Hannes“ Knoch zu einer Geldstrafe wegen der Weiterführung von B&H verurteilt. Das inzwischen geschlossene Ladengeschäft „Dezentral“ und eine Wehrsportschule für Neonazis im niedersächsischen Munster gehörten ebenfalls zu Knoch. Mehr dazu: http://www.buendnis-gegen-rechts-hildesheim.de/dokumente/paramilitaers.pdf

Die selben Firmenlogos: Tattoos kreuzen militante Neonazis

Erkennbar eng vernetzt mit dem Last Resort ist das Munsteraner Tattoostudio „Bulletproof“ von Hannes Franke. Hannes Franke ist nicht nur ein enger Freund von Knoch, er ist ebenfalls ehemaliger Aktivist von B&H. Auch er wurde wegen der Fortführung von B&H verurteilt.

(v.l.n.r. Johannes Knoch, Tara Lynn, Hannes Franke im Dezentral)

Walk the line

Auch das Tattoostudio „Walk the line“ in der Hildesheimer Scheelenstraße hat einen rechtsradikalen Hintergrund. Die beiden Inhaber Marc S. und Thomas B.  arbeiteten bis 2013 für Johannes Knoch in dessen Tattoostudio „Last Resort“.

Beide kommen ebenfalls aus dem rechtsradikalen Blood & Honour Netzwerk und schreckten in der Vergangenheit auch nicht davor zurück, ihre Ideologie mit Gewalt durchzusetzen.

Naziangriff auf Antifademo vorm Last Resort 2007. Marc S. (mit Baseballschläger) und Thomas B. (hält Antifaschisten am Boden)